Kriton

Oper in 2 Teilen nach dem gleichnamigen Dialog von Platon von Tomaz Svete

2001 (Vol. 21, 1 CD)


Der Opernkompositionswettbewerb der Steiermärkischen Landesregierung und der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz wurde 1997 auf Anregung der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz ins Leben gerufen: an Stelle des bisher jährlich vergebenen Steirischen Musikpreises (Johann-Joseph-Fux-Preis) durch Ansparung mehrerer Jahrespreise einen „Opernkompositionspreis“ vorerst einmalig zu stiften. Der 1. Preis dieses Opernkompositionswettbewerbes wurde am 4. Oktober 1998 an Mia Schmidt für das Stück „Requiem für Fanny Goldmann“, die Vertonung eines Ingeborg-Bachmann-Textes aus deren „Todesarten“-Zyklus, vergeben. Mein damals bei der offiziellen Preisverleihung vor der Uraufführung im Theater im Palais gemachter Vorschlag, diesen Opernkompositionswettbewerb nicht ein einmaliges Ereignis bleiben zu lassen, sondern in einem Drei-Jahres-Rhythmus zu installieren, wurde von Landeshauptmannstellvertreter Univ.Prof. DDr. Schachner-Blazizek, dem zuständigen Kulturreferenten, unmittelbar akzeptiert. Seither haben wir – die Universität für Musik und darstellende Kunst verantwortlich für die künstlerische Ausrichtung des Preises und für die Uraufführungen ausschließlich mit ihren Studierenden – einen europaweit ausgeschriebenen Opernkompositionswettbewerb. Im Jahre 2003 – Graz wird Europäische Kulturhauptstadt sein – wird er zum dritten Mal in dieser Form in Szene gehen. Ich danke dem Land Steiermark für die Verwirklichungsbereitschaft eines kulturellen Projekts, das wahrscheinlich weniger zu den „mehrheitsfähigen“ zählt. Ich danke den Regierungsverantwortlichen, die es beschlossen haben. Was hier zustandekam, dokumentiert nicht nur kulturelle Aufgeschlossenheit, sondern auch und einmal mehr die Kooperationsbereitschaft des Bundeslandes Steiermark mit seinen Universitäten.

Eine interne Jury der Grazer Kunstuniversität, in der auch Hans Werner Henze – ein Ehrenmitglied dieser Universität – mitgewirkt hat, hat unter Vorsitz des Rektors für die heute zu vergebenden Preise der Jury des Steirischen Musikpreises folgenden Vorschlag, der einstimmig angenommen wurde, vorgelegt: Den 3. Preis erhält Daniel Montané, Studierender in der Kompositionsklasse von Gerd Kühr an unserer Universität, für sein Stück „Die kahle Sängerin“ (Eugne lonesco), der 2. Preis geht an Mia Schmidt für „Der Fall Franza“ (Ingeborg Bachmann) und der 1. Preis wird vergeben für das heute hier uraufzuführende Stück „Kriton“ librettistisch nach dem Original des Platonischen Dialoges „Kriton“, eingerichtet und komponiert von Tomaz Svete.

Die Oper „Kriton“, dieses neue musikdramatische Werk, ist nicht nur durch seine Musik aktuell, seine Thematik trifft die Rolle der Universität für einen neuen Humanismus: ein kritisches Sich-Einbringen in das politisch-gesellschaftliche Geschehen, Sokrates ist als Fragensteller ein Störenfried. Er fragt dort nach, wo andere – selbst ernannte Experten, Fachleute – aus vorschneller Sicherheit (etwa in einem Stil „neuen Regierens“) nicht willens zu sein scheinen, weitreichend genug über sich und ihr Tun nachzudenken, Von seinen unmittelbaren Ergebnissen her ist der sokratische Fragegestus nicht messbar, aktueller formuliert, nicht „evaluierbar“, er mündet in Freiräume des Denkens und Handelns. Diese das Humane schützende Bewegung weg vom Dogmatismus hin zu einem Nicht-eindeutig-sein-Dürfen ist in ihrem Wesen der Kunst verwandt. Philosophisches Fragen und künstlerisches Suchen sind Grundlagen eines der Humanität verpflichteten Lebens. Aus den uns betreffenden gesellschaftspolitischen Entwicklungen heraus, die nunmehr eine immer stärker ökonomisch dominierte Richtung vorgeben – die wählerwirksame Frage: „Wozu brauchen wir das?“! – , sind die Universitäten gefordert, zu reagieren und einen neuen Humanismus zu gestalten.
Mit ihrer Arbeit bei der Vorbereitung zur Uraufführung dieses Werkes (auch in ihrer offiziellen Freizeit) haben die Studierenden dieser Universität und die sie betreuenden Professorinnen und Professoren zum Ausdruck gebracht, dass Humanismus nichts mit einem heute retrospektiv gerne dem 19. Jahrhundert zugeordneten bildungsbürgerlichen Etikett zu tun hat, sondern gelebte Wirklichkeit sein kann.
 

Otto Kolleritsch, Rektor


 

Titelliste:

  • Kriton
    Oper in 2 Teilen nach dem gleichnamigen Dialog von Platon
    1. Teil, 1. Szene [15‘07“], 1. Teil, 2. Szene [17‘07“], 2. Teil, 1. Szene [20‘35“], 2. Teil, 2. Szene [4‘13“]